
Die Band wurde 2019, wie bei vielen Mädchenbands, durch ein Casting-Verfahren zusammengestellt. Die drei Mitglieder kannten sich jedoch bereits: Renee Downer und Stella Quaresma waren zusammen an der Sylvia Young Theatre School, mit der dritten in der Jorja Douglas-Gruppe, mit der sie sich über soziale Medien verbunden hatten. Sie sind seit 2020 bei Island Records unter Vertrag.
Die erste Single „Cardboard Box“ erschien im vergangenen März – und erinnert stark an R&B-Produktionen von Girlbands wie Destiny’s Child und TLC in den 90er Jahren. Im Juli veröffentlichte das Trio ihre Debüt-EP „The Lead“, die mehr als 70 Millionen Mal gestreamt wurde. Es folgten erste Auftritte in großen Talk- und Musikshows. Vor einigen Wochen wurde die nächste Single „Losing You“ veröffentlicht.
Ein Starproduzent auf dem zweiten Platz
Die „Sound Of 2023“-Liste wurde durch die Befragung von mehr als 130 Experten aus der Musikbranche erstellt. Gewählt werden konnten Künstler, die bis zum 31. Oktober 2022 noch kein Top-Five-Album oder mehr als zwei Top-Ten-Singles veröffentlicht hatten. Ein Ausschlussgrund ist die Teilnahme an einer Talentshow in den letzten drei Jahren.
Zweiter wurde Fred Again, der zuvor vor allem als Produzent von Ed Sheeran und Stormzy bekannt war und nun mit seinem eigenen Electro Dance auf der Bühne steht. Auch das elektronische Dschungelgenre ist mit Nia Archives auf Platz drei auf der Liste vertreten. Ihnen folgen die Singer-Songwriterin Cat Burns und das US-Soul-Trio Gabriels.
feste Werte
Den diesjährigen Gewinnern liegen jedenfalls solide Werte der Musikbranche zugrunde: süße R&B-Melodien, junge Sängerinnen in knappen Outfits und mit bewährten Botschaften: „Es geht darum, Frauen zu stärken – aber jeder, der zuhört, soll sich unterstützt fühlen. inspiriert und unabhängig“, sagt Stella Quaresma.
Das mag auch daran liegen, dass die Nachwuchsstars der vergangenen Jahre ihrem frühen Erfolg nur teilweise gerecht wurden. Mit dem letztjährigen Gewinner PinkPantheress wurde dem Trend Rechnung getragen, dass die Social-Media-Plattform TikTok zu einem wichtigen Verkaufskanal für Musik geworden ist – für volle drei Minuten Musik ist die Aufmerksamkeitsspanne aber meist nicht gegeben. PinkPantheress produziert knackige Soundbites – größere Charterfolge konnte sie in den vergangenen Monaten aber nicht verbuchen.
Die Hype-Maschine stottert
Ähnlich erging es den Gewinnern der Vorjahre: Der Rapper Pa Salieu wurde in Großbritannien nicht einmal wahrgenommen. Und von Sängerin Celeste, Rapper Octavian und den Sängern Ray BLK und Sigrid stehen die großen Hits noch bevor.
Mit zunehmender Aufmerksamkeit rückt auch die seit 2003 stattfindende BBC Preview die ausgewählten Künstler in den Vordergrund. Doch die Bemühungen vieler Plattenlabels, ihre neuen und vielversprechenden Auftritte auf den Trendlisten wie denen der BBC zu platzieren und damit einen Hype auszulösen, heizen immer weniger an.
Erstaunlich genau – zumindest auf den ersten Blick
Die Liste der BBC-Gewinner ist nach wie vor beeindruckend: Im ersten Jahr stand der damals noch unbekannte amerikanische Rapper 50 Cent an der Spitze, 2008 war es Adele, 2014 Sam Smith. Aber nicht nur die Sieger, sondern auch die weiter hinten platzierten Künstler waren erfolgreich: Lady Gaga wurde 2009 Sechste, Florence and the Machine wurde im selben Jahr Zweiter. Insgesamt lesen sich die Nominierungslisten der letzten 21 Jahre wie das Who is Who der Musikstars: Colts, Vampire Weekend, Frank Ocean, George Ezra, Bloc Party, Franz Ferdinand, Stormzy und Rosalia, um nur einige zu nennen.