
Eine PwC-Studie zu M&A-Transaktionen im Fintech-Bereich zeigt: Volumen in der DACH-Region knackt 2021 den Rekord von 8 Milliarden Franken. Banken interessieren sich für Fintech, haben aber meist keine Strategie.
Mit mehr als 5.500 Transaktionen und fast 210 Milliarden US-Dollar stellten Fintech-Deals im Jahr 2021 einen Rekord auf. Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH) sind zentral in Europa.
Studie «Fintech in Deutschland, Schweiz und Österreich: Nutzen Banken Chancen in einem schnell wachsenden Markt?» Die wichtigsten Entwicklungen der Fintech-Branche in der DACH-Region in den letzten zehn Jahren wurden von PwC Schweiz beleuchtet.
Blockchain treibt Wachstum an
In der DACH-Region haben die Fintech-Finanzierungs- und Akquisitionsaktivitäten parallel zum wachsenden Interesse strategischer Akteure zugenommen. Von 2017 bis 2021 haben Blockchain und Kryptowährungen das Wachstum der Fintech-Branche beschleunigt (Siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Fintech – Gesamtwert und Anzahl der Transaktionen (zum Vergrößern anklicken)
Im Jahr 2021 erreichte der DACH-Transaktionsmarkt mit 6,5 Millionen US-Dollar (Median) pro Transaktion einen neuen Höchststand. Damit wurde von 2020 bis 2022 mehr als die Hälfte der Menge der vorangegangenen zehn Jahre produziert.
Der Boom in der Fintech-Branche lässt sich auf verschiedene Trends zurückführen:
- Die Reife des Sektors spiegelt sich im Wachstum der Venture Capital (VC)-Runden in den späteren Phasen und letztendlich im durchschnittlichen Transaktionswertmultiplikator wider. Letztere hat sich zwischen 2016 und 2021 verfünffacht. Dieses Wachstum ist auf das Aufkommen von Blockchain, Kryptowährungen und das Wachstum der ersten Fintech-Einhörner mit mächtigen Finanzierungsrunden zurückzuführen.
- Ein weiterer Treiber ist das zunehmende Engagement strategischer Investoren im Fintech-Bereich. 2011 machten sie insgesamt 8 Prozent der Fintech-Investoren aus. Der Anteil stieg um das 2,7-fache auf 22 Prozent im Jahr 2022 (Q1 bis Q3).
Die Strategie muss verbessert werden.
PwC Schweiz hat zudem den Puls von 30 Finanzinstituten in der Schweiz und in Liechtenstein gemessen. 45 Prozent aller Befragten haben bereits ein Fintech-Investment getätigt. 38 Prozent planen, in den nächsten zwei Jahren in Fintechs zu investieren.
Rund zwei Drittel der Studienbanken verzichten auf Investitionen, da sie entweder eigene Lösungen intern entwickeln oder abwarten, wie sich der Markt entwickelt. Trotz des Interesses am Investieren fehlt es den Finanzinstituten oft an einer klaren Strategie.
Viel Anpassungspotential
Nur 55 Prozent derjenigen, die in Fintech investieren möchten, haben eine formelle Fintech-Strategie. 45 Prozent haben entweder eine informelle, undokumentierte oder keine Strategie. Weltweit bieten rund 84 Prozent der befragten Finanzinstitute eine Fintech-Strategie an.
„Die Schweizer Banken haben definitiv Verbesserungspotenzial. Denn mit einer formalen Strategie können sie besser auf vermehrte Deal-Möglichkeiten reagieren“, kommentiert er. Adrian Havermann, Director Deals Financial Services bei PwC Schweiz, Studienergebnisse.
Geringe Risikobereitschaft, sorgfältige Zielsetzung
Die Studie zeigt auch, dass Finanzinstitute vorsichtig an dieses Thema herangehen. Die meisten Befragten würden gerne über eine Minderheitsbeteiligung oder Partnerschaft in den Fintech-Sektor einsteigen. Geplant ist lediglich eine 20-prozentige Mehrheitsbeteiligung.
Niemand möchte indirekt investieren (z. B. über VC-Fonds) oder ein Accelerator-/Inkubator-Programm nutzen. Die meisten der untersuchten Unternehmen investieren in reifere Fintech-Unternehmen mit bewährten Geschäftsmodellen, insbesondere in Europa.
Nur 20 Prozent der Befragten erwägen, in Startups zu investieren. Finanzinstitute verfolgen mit Fintech-Investments klare Ziele (Siehe Abbildung 2): Sie möchten grundsätzlich Ihr Sortiment verbessern oder den Vertrieb verändern.
Abbildung 2: Fintech-Investitionsappetit (zum Vergrößern anklicken)
Fintech-Deals verschaffen ihnen Zugang zu neuen Technologien und Märkten, wodurch sie ihre Front Offices (45 Prozent) und Middle Offices (55 Prozent) ersetzen können.
Andere Entwicklungsmöglichkeiten wie Datenanalyse oder Prozessautomatisierung halten die Befragten für weniger relevant. Sie neigen dazu, diese Dienste durch Outsourcing ins Haus zu bringen.