Kälter duschen – Sport – SZ.de

Der 15. November war ein guter Tag für Frank Fechner. An diesem Dienstag unterzeichnete der Geschäftsführer des Eimsbütteler Turnvereins einen neuen Vertrag mit dem Stromversorger. Der mit Abstand drittgrößte Hamburger Sportverein mit 19.000 Mitgliedern gibt 5,3 Cent pro Stunde für Strom aus; Ab dem 1. Januar sind es 37,7 Cent. Eine erfreuliche Zahl, findet er: „Wir hatten sogar ein Angebot von 80 Cent.“

Allerdings zahlt ETV mit seinen künftig 30 Spielen auch das Siebenfache für Strom, also 400.000 Euro mehr pro Jahr. “Ohne politische Hilfe werden wir wahrscheinlich nur noch mehr Mitgliedsbeiträge erhöhen”, glaubt Fechner. Das passe aber laut Fechner „nicht gut“ zu einer gemeinnützigen Organisation, die weniger beitragen wolle. Zumal sie die Beiträge zu ETV im Oktober nur um 14 Prozent erhöht haben, um nach der Pandemie fertig zu werden. „Ohne die Hilfe des Staates würde es für den Sport extrem eng“, sagt Fechner: „Das hat man noch nicht überall verstanden.“

Tausende haben dem organisierten Sport den Rücken gekehrt

Doch während der ETV den coronabedingten Mitgliederschwund zumindest erwischt hat, bangen andere kollektive Sportvereine um ihre Existenz: Hunderttausende, die bisher Beiträge zahlten, kehrten während der Pandemie dem organisierten Sport den Rücken, 50.000 Menschen in Rheinland-Pfalz allein. Viele Clubs treffen die gestiegenen Energiekosten nun härter. Zumal dem Einsparpotenzial natürliche Grenzen gesetzt sind. Anders als Profis sind Freizeitsportler meist auf Trainingszeit nach der Arbeit angewiesen – Wärme und Licht müssen da sein.

Auch Lesen :  Kosten und Realverbrauch: Honda Civic e:HEV Sport

Auch der Gewerkschaftsvorsitzende im Sportausschuss des Bundestags, Stephen Mayer (CSU), berichtet, dass er viele Beschwerden von Vereinen wegen bloßer Existenz erhalten habe. Der Vorsitzende des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorff, weiß von einigen Vereinen, die befürchten, den Spielbetrieb bald einstellen zu müssen. Außerdem kümmert er sich um den Gruppen- und Schulsport. Vielen Kommunen fällt derzeit „leider als erstes ein, dass Fußballplätze, Schwimmbäder oder Fitnessstudios geschlossen sind“.

Steigende Energiekosten sind für Branchenriesen weniger wichtig. Die von der Ampelkoalition bereits bewilligte Unterstützung sieht jedoch nicht den erforderlichen Umfang vor. Nun soll im Dezember die Anzahlung vom Land abgeholt werden, wobei der Bund ab März 2023 80 Prozent des Grundbedarfs zu einem Festpreis von 12 Cent pro Kilowatt garantiert – was die meisten Vereine als hilfreich erachten. Doch der Bund ist nur einer von drei Akteuren, auf die die meisten Klubs unterhalb der 2. Fußballliga und im Breitensport bald angewiesen sein werden. Und auf Landes- und Kommunalebene macht sich das Wohlstandsgefälle innerhalb der Republik bemerkbar.

Von umweltfreundlichen LED-Flutlichtern können viele Vereine nur träumen

Hajo Sommers, Präsident des Fußball-Regionalvereins Rot-Weiß Oberhausen, rechnet mit Mehrkosten im niedrigen fünfstelligen Bereich – und kräftigen Kostensteigerungen ab dem Frühjahr. Die unterprivilegierte Gemeinschaft hat bisher nach Möglichkeit um sofortige Einsparungen gebeten. So kann Rot-Weiß Oberhausen keine Freitagsspiele austragen – obwohl die Flutlichter von der Gemeinde bezahlt werden müssen. Im Ruhrgebiet träumt man allerdings nur von umweltfreundlichen LED-Leuchten, da diese seit Jahren flächendeckend installiert werden – weder die Vereine noch die klammen Kommunen können den Umbau aus eigenen Mitteln finanzieren.

Auch Lesen :  Die Skisprung Weltelite kommt in den Schwarzwald- SWR Sport

Somers findet es „absolut widerlich“, dass die Bundesregierung die Umrüstung auf LED nur mit 15 Prozent bezuschusst. Und Fechner vom Turnverein Eimsbüttel drückt sich etwas schärfer aus: „Die Umrüstung auf LED bringt einiges. Das kostet einmalig 20.000 Euro, später spart man 40 Prozent. Aber ausgerechnet hier galt es, das zu reduzieren.“ Fördersatz. kam.“ Nicht nur unzureichende Subventionen für die ökologisch sinnvollsten Umbauten kritisiert Somers an der Bundesregierung. “Mir muss mal jemand erklären, warum es ein Verbot für Terrassenheizer gibt, die unter drei Rauchern stehen, aber niemand traut sich, Rasenheizer zu verbieten.” Dieser wird von reichen Profiklubs ebenso genutzt wie Hybridrasen, der dauerhaft unter 12 Grad beheizt werden muss. In Oberhausen hingegen duschen sich Suchende seit einiger Zeit kalt.

Clubs in wohlhabenden Gemeinden können die meisten LED-Systeme finanzieren

Generell könne sich Somers vorstellen, dass die Krise die Bedingungen der ungleichen Rahmenbedingungen verschärfen würde. Denn das Geld, das armen Kommunen zum Energiesparen fehlt, ist in reichen Kommunen sicher vorhanden – vor allem, wenn Sponsoren und Unterstützer mitkommen. Der badische Oberligist FC Notting hat für seine neue LED-Anlage bereits eine Förderung von Bund, Badischer Sportbund und Gemeinde in Höhe von 188.000 Euro erhalten. Danach blieben nur noch 40.000 Euro übrig, die nun von Sponsoren und Mitgliedern aufgebracht werden.

Auch Lesen :  Fridays for Future: Wir brauchen nicht mehr so viele Autos - Wirtschaft & Volkswagen – News

Viele kommunale Sportler irritierten, dass der Deutsche Olympische Sportbund Vereine und Verbände aufforderte, kurzfristig 20 Prozent ihrer Energie einzusparen. Wochenlang unbegrenzt heiße Duschen sind in den meisten Einrichtungen nicht möglich. Die Wassertemperaturen in Bädern und Schwimmbädern werden seit langem gedrosselt. Auch die Umrüstung auf LED steht bei den meisten Clubs auf der Agenda – das ist aber oft finanziell nicht machbar. Und in Eimsbüttel weiß man auch ohne billige Beratung, wo man ansetzen muss. Deshalb dimmten sie während des Trainings das Flutlicht auf 60 Prozent, drosselten die Duschen und senkten die Temperatur in der Halle.

Die Energiekrise, so existenzbedrohend sie auch sei, hält Fechner für einen längst überfälligen Weckruf. Vieles hätten sie schon vor fünf Jahren umsetzen sollen – aber aus Umweltgründen. Weil der Sport noch viel sparen muss, sagt Fechner: „Aber wenn der Strom so günstig ist wie früher, ist der Anreiz zum Handeln nicht mehr so ​​groß.“

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button