
Stand: 19.01.2023 02:10 Uhr
In den vergangenen Tagen ist der Druck auf Bundeskanzler Scholz gestiegen, die Lieferung von “Leopard 2”-Panzern in die Ukraine zuzulassen. Laut Medienberichten könnte dies nun passieren, wenn auch die USA liefern. Sie reagieren vorsichtig.
Bundeskanzler Olaf Schulz ist nach übereinstimmenden Medienberichten nun bereit, die Lieferung von Kampfpanzern vom Typ „Leopard 2“ an die Ukraine zu genehmigen. Allerdings hat er dafür offenbar eine Bedingung gestellt. Nach Informationen der “Süddeutschen Zeitung” machte Scholz in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden deutlich, dass Deutschland nur liefern könne, wenn die USA der Ukraine im Gegenzug Kampfpanzer vom Typ “Abrams” zur Verfügung stellen. Biden hatte sich im Gespräch am Dienstag offenbar noch nicht auf die amerikanische Position festgelegt.
Stefan Stichlik, ARD Berlin, über die mögliche Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine
Tagesthemen 22:20 Uhr, 18.1.2023
Die “Bild”-Zeitung berichtete unter Berufung auf Regierungskreise zudem, Scholz wolle die Auslieferung sowohl des deutschen “Leopard” als auch Nato-Partnern ermöglichen – sofern die USA die deutschen Auflagen erfüllen
Dem Bericht zufolge befürchtet Schulz, dass Europa und die USA der Ukraine nur Panzer liefern, damit Russlands Präsident Wladimir Putin die Nato nicht spalten kann. Dieses Argument hatte Scholz zuvor als Grund für seine Zurückhaltung angeführt.
Pentagon: Noch keine Pläne, “Abrams” auszuliefern.
Aus dem Pentagon kam am Abend eine vorsichtige Antwort. Sie sind noch nicht bereit, Abrams-Panzer in die Ukraine zu schicken. US-Verteidigungsminister Colin Cahill sagte, der Abrams-Panzer sei eine „extrem komplexe“ Waffe. Es ist teuer, erfordert ein schwieriges Training und verbraucht mit seinem Turbinenantrieb viel Kraftstoff. “Es ist nicht das am einfachsten zu wartende System.”
Cahill sagte, US-Verteidigungsminister Lloyd Austin wolle den Ukrainern keine Waffen liefern, die sie nicht reparieren, nicht warten und sich auf Dauer nicht leisten könnten, weil das nicht hilfreich sei. „Es geht nicht um den Nachrichtenzyklus oder etwas mit symbolischem Wert, sondern darum, was der Ukraine auf dem Schlachtfeld hilft.“
Gleichzeitig schloss Cahill nicht vollständig aus, dass die USA die Ukraine in Zukunft mit Abrams-Panzern beliefern könnten.
Keine Aussage der Bundeskanzlerin.
Die Kanzlerin wollte sich zu den Berichten nicht äußern. In Diskussionen um Rüstungslieferungen seit Kriegsbeginn vor knapp einem Jahr hat Schulz immer wieder betont, dass Deutschland nicht allein, sondern mit seinen Partnern – insbesondere den USA und Frankreich – wichtige Aktionen immer gemeinsam koordinieren werde. Tendenzen wollte Schulz in einer Rede in Davos noch nicht verraten. Zur möglichen Auslieferung von “Leopard 2”-Panzern auf dem Weltwirtschaftsforum äußerte sich die Kanzlerin nicht.
Deutschland entscheidet über die Lieferung.
20 Länder der Welt haben moderne “Leopard 2”-Panzer, die in Deutschland entwickelt werden. Die Bundesregierung muss jede Übertragung unabhängig vom Land genehmigen. Dies wird in der Regel im Kaufvertrag festgelegt. „Leopard 2“ gilt als einer der besten Kampfpanzer der Welt. Damit wollen die Ukrainer in einem zuletzt beständigen Grabenkrieg die feindlichen Linien durchbrechen.
Stoltenberg versprach, der Ukraine schwere Waffen zu geben.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte an, die Ukraine werde schwere Waffen für den Kampf gegen Russland erhalten. Die Ankündigung soll am Freitag bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz erfolgen. Stoltenberg sagte auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, die Botschaft sei, dass es “weitere Unterstützung, schwerere Waffen und fortschrittlichere Waffen” geben werde.
Stoltenberg ließ allerdings offen, ob es Ankündigungen zur Auslieferung der “Leopard 2”-Panzer geben werde. Verständlich ist auch, dass sich Norwegian darauf bezog, dass Großbritannien der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ „Challenger 2“ liefern will.
Waffenlieferungen als “Weg zum Frieden”.
Stoltenberg wies darauf hin, dass es auch für die Nato sehr gefährlich werden würde, wenn Putin den Krieg gewinne. Dann bekamen andere Diktatoren die Nachricht, dass sie mit roher Gewalt bekommen würden, was sie wollten.
Es macht die Welt gefährlicher und uns verwundbarer.
In diesem Fall ist Waffenlieferung der Weg zum Frieden. Der einzige Weg zu einem Friedensabkommen besteht darin, Putin davon zu überzeugen, dass er auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen kann.