
Er war fast 50 Jahre im Dienst der ARD und 15 Jahre lang erster Moderator der „Tagesthemen“. Am 2. Dezember feiert Ulrich Wickert seinen 80. Geburtstag.
BILD über SONNTAG: Mr. Wickert, bereitet Ihnen dieser Geburtstag schlaflose Nächte?
Ulrich Wickert: “Nein. Es ist nicht meine Schuld, der Tag kommt von alleine. Und 80 zu werden ist an sich noch keine Leistung. Aber wenn ich länger als ein Jahr an einem Buch arbeite, bin ich froh, dass ich es wieder geschafft habe.” Man arbeitet nicht am Altern, es kommt einfach von alleine.”
Zwischen 1991 und 2006 präsentierte Ulrich Wickert die „Tagesthemen“. Am Ende der Show wünschte er seinem Publikum immer “Gute Nacht”.
Ihr Job hat Sie in der Öffentlichkeit älter gemacht. Bist du eitel?
Stangen: „Meine Frau hat mir vorhin gesagt, dass ich vielleicht etwas anderes anziehen muss, wenn ich heute fotografiert werde. Ich fragte: warum? Und dann erkannte sie, dass ich einer der bescheidensten Menschen war, die sie kannte.”
Ist das ein Kompliment?
Stangen: „Für manche ja, für manche nein. Es ist für mich.”
Trägt Arbeiten im Alter zum Wohlbefinden bei?
Stangen: „Für mich sicher. Aber mein Motto war schon immer: Nie die Lust aus den Augen verlieren. Wenn ich sehr mutig bin, sage ich sogar, dass ich noch nie in meinem Leben gearbeitet habe, weil ich immer nur die Dinge getan habe, die ich wirklich tun wollte.”
Wie viel von dir steckt in deinen Büchern?
Stangen: „Ich werde ständig gefragt, ob ich nicht der Gerichtsmediziner Jacques Ricou sei, der meine Hauptfigur ist. Ich nicht wirklich, aber ich mache einige Dinge, die er auch tut. Ich trinke zum Beispiel gerne um 18 Uhr abends Whisky, nach der Regel der Tropen, wenn dort die Sonne untergeht.”
Genuss ist in der Tat ein Thema, das man gerne mit dir in Verbindung bringt. Stimmt es, dass Sie keinen Käse mehr essen?
Stangen: „Nein, wer verbreitet diese fiesen Fake News? Ich habe gerade viel Käse gekauft.”
Ändert sich die Art, Dinge zu genießen, im Laufe des Lebens?
Stangen: „Ja klar! Genießen muss man lernen, das gilt auch fürs Essen. Wissen steigert den Genuss.“
Ulrich Wickert ist seit 2003 zum dritten Mal mit Medienmanagerin Julia Jäkel (51) verheiratet. 2012 bekam das Paar Zwillinge. Er hat eine Tochter aus erster Ehe (53)
Reicht im Alter weniger Genuss, weil zu viel Käse manchmal den Magen verärgert?
Stangen: „Eine weitere Fake-News. Das ist Unsinn. Und Käse ohne Rotwein geht gar nicht. Ich habe gerade Käse gekauft und weiß schon, dass ich damit eine Flasche Rotwein aufmachen muss. Es geht nicht anders. Das passiert bei mir automatisch.”
Wie passt Ihr Vergnügen zu Ihrer stabilen Figur?
Stangen: „Ziemlich gut. Ich mache regelmäßig Sport. Auch weil ich irgendwann in meinem Leben gemerkt habe, dass es mir dann besser geht. Das musste ich auch lernen. Wenn ich kann, spiele ich einmal die Woche Tennis. Und das mit einem Trainer Ich schlage einen Ball direkt ins Aus, ein anderer Ball kommt von ihm zurück.”
Ist Tennis im Alter nicht ein Risikosport?
Stangen: “Nein, überhaupt nicht. Skifahren ist viel schlimmer. Das habe ich seit ein paar Jahren nicht mehr gemacht, nachdem ich mir mein Kreuzband gerissen habe. Und Reiten ist sehr schlecht. Aber ich steige auch nicht mehr auf ein Pferd. Und wenn ich jogge heute zum Beispiel nicht so schnell wie ich mit 40 war.”
Könnte das der Schlüssel zum glücklichen Älterwerden sein – Ihre Einstellung zu den Dingen ändern?
Stangen: „Ich glaube, ich war schon immer ein Optimist. Und für einen Optimisten ist es immer einfacher, ruhig zu bleiben. “
Wie schaffen Sie es, sich die gute Laune nicht vom Zustand der Welt vermiesen zu lassen?
Stangen: „Ich kann die Weltlage nicht ausschalten. Die Weltlage war in meinem Beruf und in meinem Bewusstsein immer präsent. Aber ich gehe das Ganze jetzt mit rheinischem Optimismus an. Nach dem Motto: ‘Es wäre noch jot jejange…’ musste ich meine Zeit mit den ‘Daily Matters’ einige Tage früher beginnen, weil in Jugoslawien der Bürgerkrieg ausgebrochen war. Der Golfkrieg und der 11. September kamen zu meiner Zeit. Ich habe so schreckliche Bilder gesehen, die zu schrecklich waren, um sie zu zeigen.”
Wie erklären Sie Ihren zehnjährigen Zwillingen diese Welt?
Stangen: “Wir reden schon darüber, aber sie schauen auch regelmäßig “logo!”. Das ist genial gemachtes Kinderfernsehen, das an keinem Thema spart.”
SONNTAG-Korrespondent Michael Schacht ist Ulrich Wickert und BILD in Hamburg
Du bist auch Großvater. Wie unterscheidet sich der Vater vom Großvater?
Stangen: „Nun, als Großvater bin ich emotional weiter weg. Du hast nichts mit der Erziehung deiner Enkelkinder zu tun.”
Wie beurteilen Sie die aktuelle Krise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?
Stangen: „Diese Krise war in dieser Form nicht vorhersehbar. Was im rbb passiert ist, ist der letzte Strohhalm des berühmten Kamels. Das finde ich auch gut so. Darüber wird meiner Meinung nach aber noch zu wenig diskutiert.
Das Problem ist: Die Politik müsste den Mut haben, einen sauberen Schlag zu machen und Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk zu eliminieren und eine ganze Reihe anderer Dinge zu reduzieren.”
Was sollte das sein?
Wickert: „Man muss sich anschauen, dass der NDR das Elbphilharmonie-Orchester bezahlt, obwohl die Elbphilharmonie der Stadt Hamburg gehört. Das versteht keiner! Es braucht auch von den Regisseuren Mut, über das Programm nachzudenken. Vor allem bei Dingen, die scheinbar automatisch ablaufen. Es muss nicht jeden Tag Aufregung oder Aufregung sein. Es fällt mir schwer, mir das immer wieder anzuschauen. Leider haben wir weder die Leichtigkeit für die Franzosen noch zu viele Redakteure, die das verhindern. Und ich muss nicht verstehen, warum der „Weltspiegel“, der einmal wöchentlich ausgestrahlt wird, vier Redaktionen braucht.“
Dieser Artikel ist von BILD über den SONNTAG. Ein ePaper der gesamten Ausgabe ist verfügbar hier.