Ukraine-Treffen in Kiew: EU verhängt neue Sanktionen gegen Russland

Stand: 02.02.2023 18:14

Die EU fährt mit der Ukraine fort. Das machten die 16 führenden Politiker in Kiew deutlich. Sie kündigten neue Sanktionen gegen Russland an – zum Jahrestag des Angriffskriegs. Die Verhandlungen über die EU-Mitgliedschaft dauern an.

Zum ersten Mal seit dem Krieg in der Ukraine treffen sich die Staats- und Regierungschefs der EU in Kiew. Außerdem im Gepäck: neue Sanktionen gegen Russland.

„Wir wollen ein zehntes Sanktionspaket bis zum 24. Februar fertigstellen, genau ein Jahr nach der Invasion“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Susanne Petersohn, WDR, jetzt Kiew, bei von der Leyens Besuch in der Ukraine

tagesschau24 04.02.2023 um 16:00 Uhr

Von der Leyen: Das Werk der Strafe

Die bisher verhängten Sanktionen hätten der russischen Wirtschaft bereits großen Schaden zugefügt, betonte der Kommissionspräsident. Allein Russlands Ölpreisdeckelung koste Moskau “rund 160 Millionen Euro am Tag”.

Das neue Sanktionspaket, das seit Dezember in Arbeit ist, soll Neuzugänge und Vermögen der Verantwortlichen in Russland und seinem Verbündeten Weißrussland einfrieren.

Am Sonntag tritt auch eine Preisobergrenze für russische Mineralölprodukte wie Diesel oder Kerosin in Kraft, über deren Höhe die Vertreter der EU-Mitgliedstaaten noch debattieren. Alle Sanktionen müssen von den 27 EU-Staaten einstimmig beschlossen werden.

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Selenskyj hat sich während des Besuchs für mehr Hilfe eingesetzt. „Nun ist klar, dass der Traum von einem friedlichen Europa nur gemeinsam mit der Ukraine und einem Sieg über Russland zu verwirklichen ist“, sagte der Staatschef.

Selenskyj will Entscheidungen von EU-Partnern

Ein weiteres Thema der zweitägigen Konferenz sind die Chancen der Ukraine auf einen EU-Beitritt. Selenskyj bezeichnete den EU-Kandidatenstatus als Motivation für den Kampf der Ukrainer gegen Russland. „Die Ukraine verteidigt Werte auf dem Schlachtfeld, das Europa vereinte“, sagte der 45-Jährige.

In einer Videoansprache am Abend sagte er, er erwarte Entscheidungen der EU-Partner, die dem deutlichen Reformfortschritt entsprächen. Er erwähnte, dass die EU die Ukraine im vergangenen Juni in die Liste der Kandidatenländer aufgenommen, den Beginn der Beitrittsverhandlungen jedoch von der Erfüllung von sieben Bedingungen abhängig gemacht habe.

Diese betreffen den Auswahlprozess von Verfassungsrichtern in der Ukraine und eine stärkere Bekämpfung der Korruption, insbesondere auf hoher Ebene. Die EU fordert auch die Einhaltung von Standards im Kampf gegen Geldwäsche und die Einführung eines Gesetzes gegen die übermäßige Einflussnahme von Oligarchen.

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Er forderte mehr Maßnahmen gegen Korruption

Die EU-Kommission sagte kürzlich, die Ukraine habe Fortschritte gemacht, eine offizielle Empfehlung zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen werde aber voraussichtlich frühestens in der zweiten Jahreshälfte ausgesprochen. “Wir haben eine Reformdynamik registriert, aber es gibt noch viel zu tun”, sagte ein hochrangiger Beamter am Dienstag in Brüssel. In Kiew wird zudem über weitere notwendige Fortschritte etwa im Kampf gegen die Korruption und mögliche EU-Unterstützung gesprochen.

Mehr Hilfe für die Ukraine: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in Kiew

Mathea Schülke, WDR, Tagesschau um 15 Uhr, 2. Februar 2023

Ausbildung für weitere 15.000 Soldaten

Der bisherige Ausbildungsauftrag der EU wird deutlich ausgeweitet. Laut EU-Außenbeauftragtem Josep Borrell ist das neue Ziel der Ausbildungsmission die Ausbildung von 30.000 ukrainischen Soldaten in EU-Ländern. Bisher ist das Ziel, rund 15.000 Soldaten auszubilden.

25 Millionen Euro mehr für die Minenräumung

Darüber hinaus werden weitere 25 Millionen Euro für Minenräumungsgebiete in der Ukraine bereitgestellt.

Außerdem will die EU den Wiederaufbau der Energieinfrastruktur mit mehr als 150 Millionen Euro unterstützen. 2.400 Stromgeneratoren sollen nach Kiew geliefert werden – zusätzlich zu den 3.000, die seit Kriegsbeginn geliefert wurden. Die Ukraine sei auch eingeladen, sich an der EU-Plattform für gemeinsame Gaseinkäufe zu beteiligen, sagte Kommissionspräsidentin von der Leyen.

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Die Regierung der Ukraine hat den genauen Bedarf für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur auf rund 15.000 Milliarden Euro beziffert. „In diesem Jahr liegt der Bedarf bei 17.000 Milliarden Dollar (15.600 Milliarden Euro)“, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal bei einem Treffen mit dem amtierenden Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis. Dafür sollen insbesondere die in den Sanktionen gegen Moskau eingefrorenen russischen Gelder verwendet werden.

Weitere Themen auf der Agenda der zweitägigen Konferenz sind der Abbau von Handelsbarrieren, humanitäre und militärische Hilfe sowie die geplante Aufnahme der Ukraine in die EU-Transitzone. Letzteres würde bedeuten, dass die Ukrainer mit ihren Mobilgeräten innerhalb der EU telefonieren, SMS schreiben und Datendienste nutzen können, ohne zusätzliche Kosten befürchten zu müssen. Sie gilt auch für EU-Bürger der Ukraine.

Schwierige Reise nach Kiew – kann die EU den hohen Erwartungen gerecht werden?

Helga Schmidt, WDR Brüssel, 02.02.2023 04:22

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