
Marktbericht
Stand: 04.11.2022 12:48 Uhr
Am Wochenende konnte der DAX einen Teil seiner jüngsten Verluste wieder wettmachen. Doch was der Preisvorteil wirklich wert ist, wird schnell klar.
Beim DAX stehen die Zeichen auf Erholung nach den jüngsten Kursverlusten, die den deutschen Leitindex im Wochenverlauf zeitweise um mehr als 400 Punkte nach unten drückten. Rückenwind kommt auch für den deutschen Aktienmarkt von steigenden US-Futures.
DAX, Dow und Nasdaq sind auf Erholungskurs
Der deutsche Leitindex baute seine frühen Kursgewinne in der Morgensitzung aus. Das vorläufige Tageshoch liegt bei 13.328 Punkten, was einem Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Vortages entspricht. Auch an der Wall Street stehen die Zeichen auf Kursgewinne im vorbörslichen Handel: Futures auf den Leitindex Dow Jones liegen aktuell um 0,7 Prozent im Plus, Futures auf den Nasdaq 100 um 0,9 Prozent.
Wie nachhaltig diese Kursgewinne sind, wird sich bald zeigen: Ab 13.30 Uhr kommen Oktoberdaten vom US-Arbeitsmarkt. Es wird erwartet, dass der Markt etwa 200.000 neue Arbeitsplätze und eine leicht höhere Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent schaffen wird.
Die USA Job Report: Neues Wasser in Fed Mills?
Die Fed ist besorgt über die niedrige Arbeitslosenquote in den USA, betont Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. „Auch weil gleichzeitig die Zahl der offenen Stellen hoch bleibt, was Druck auf die Löhne ausübt und so die Inflation durch die Lohn-Preis-Spirale beschleunigt.“
Wenn der Arbeitsmarktbericht „sehr gut“ ausfällt, könnte dies die Befürchtungen der Anleger vor einer restriktiveren Haltung der US-Notenbank wecken. Bis Mitte der Woche hatte Fed-Chef Jerome Powell die Hoffnungen der Anleger auf eine kurzfristige Zinswende zunichte gemacht. Er sagte, es sei „sehr verfrüht“, über eine Unterbrechung der Zinserhöhungen nachzudenken. Anleger setzen nun auf eine 5-prozentige Zinserhöhung der US-Notenbank im nächsten Jahr.
Update Wirtschaft vom 4. November 2022
Stephen Wolff, HR, 4.11.2022 um 10:13 Uhr
Erzeugerpreise etwas langsamer
Unterdessen gab es am späten Vormittag Anzeichen für eine nachlassende Inflation im Euroraum: Der rasche Anstieg der Erzeugerpreise im Euroraum hat sich im September etwas verlangsamt. Die Erzeugerpreise in der Branche stiegen im September um 41,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im August lag das Plus noch bei 43,4 Prozent – ein Rekordwert.
Die Erzeugerpreise sind ein wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, die wiederum maßgeblich den Kurs der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bestimmen.
Der Euro bleibt krank
Am Ende der Woche begann der Euro eine leichte Erholung und stieg um 0,1 Prozent auf 0,9762 $. Die Aussicht auf mehr und insgesamt höhere Zinssätze der Federal Reserve verhalf dem Dollar zu seiner besten Woche seit mehr als einem Monat.
Die Ölpreise steigen rasant
Die Ölpreise sind drastisch gestiegen. Am Markt gab es Spekulationen, dass China seine strenge Corona-Politik lockern könnte. Dadurch soll die Nachfrage steigen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent für die Lieferung im Januar kostete am Morgen 96,55 US-Dollar. Das waren 1,92 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Sorte US West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Dezember stieg um 1,94 $ auf 90,11 $.
China-Spekulation kurbelt Stahlaktien an
Auch anhaltende Spekulationen über Chinas Lockerungen der Corona-Beschränkungen ließen am Wochenende die Eisenerzpreise in die Höhe schnellen. Dadurch steigen auch die Anteile der europäischen Stahlproduzenten.
Thyssenkrupp führt den MDAX mit einem Plus von mehr als sechs Prozent an. Im SDAX legte Salzgitter um mehr als acht Prozent zu, gefolgt von Klöckner & Co. knapp sieben Prozent.
E.ON ist offen dafür, die Gewinne der Gelegenheit teilweise abzuschöpfen
Der Energiekonzern E.ON zeigt sich offen für eine teilweise Abschöpfung sogenannter Opportunitätsgewinne, die der Bund für die Energiehilfe finanzieren will. „Die Absicht der EU und des Bundes, den Finanzierungsbedarf durch Reduzierung der Gewinnspanne zu decken, ist grundsätzlich nachvollziehbar“, sagte ein Unternehmenssprecher der „Reinschen Post“. Er warnte jedoch vor rückwirkendem Skimming: Das wäre „ein sehr negatives Zeichen“.
Für 2023 rechnet Vonovia mit einem leicht rückläufigen Ergebnis
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia blickt vorsichtig auf das kommende Jahr. Im Jahr 2023 dürfte das operative Ergebnis – gemessen an der für die Immobilienwirtschaft wichtigen Kennzahl FFO – aufgrund der Zins- und Steuerentwicklung leicht zurückgehen, teilte das Unternehmen mit.
BMW Finanzvorstand fordert mehr Ladestationen für Elektroautos
BMW Finanzvorstand Nicolas Peter fordert mehr Ladestationen für Elektroautos. Wenn der Ausbau “so langsam weitergeht wie bisher”, sei das Ziel von einer Million Ladestationen bis 2030 nicht realistisch, sagte er dem “Münchner Merkur”. „Hier wird sich etwas tun – in Deutschland, aber auch in Südeuropa, wo das Expansionstempo ebenfalls langsamer ist“, sagte er. „Es reicht nicht, wenn Norwegen oder die Niederlande eine gute Infrastruktur haben, ganz Europa braucht genügend Ladestationen.“
Anlagenbauer Gea hebt Prognose an
Nach einem unerwartet starken dritten Quartal blickt Anlagenbauer Jia zuversichtlicher auf das Gesamtjahr. CEO Stefan Klebert sagte, das Umsatzwachstum habe sich trotz unterbrochener Lieferketten und der Folgen des Ukraine-Krieges fortgesetzt. Statt mehr als 5 Prozent will Jia nun mehr als 7 Prozent aus eigener Kraft wachsen. GA hob auch die Prognose für das operative Ergebnis (Ebitda) an.
RTL senkt Prognose wegen schwacher Werbemärkte
Eine Abkühlung im deutschen Fernsehwerbemarkt macht auch der Mediengruppe RTL zu schaffen. Die Bertelsmann-Tochter gab heute bekannt, dass das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) in diesem Jahr um 8,7 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro sinken und damit am unteren Ende der noch im August gemessenen Erwartungen liegen werde. Der Umsatz wird mit 7,2 Milliarden Euro noch unter den von RTL kürzlich angekündigten 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro liegen.
Freenet ist etwas optimistischer
Der Mobilfunkanbieter Freenet zeigt sich nach guten Geschäften bis Ende September wieder etwas optimistischer. Der MDAX-Konzern geht nun davon aus, dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) das obere Ende einer Zielbandbreite von 470 bis 480 Millionen Euro erreichen wird, nach 447 Millionen Euro im Vorjahr. FreeNet verbessert die Prognose nur im Sommer leicht.
Krones nach Auftragsboom
An der Börse kommt der starke Auftragseingang des Anlagenbauers Krones gut an. Die Krones Aktie gehört zu den Gewinnern im SDAX. „Der Boom bei den Auftragseingängen hat sich auch im dritten Quartal fortgesetzt“, schrieb Bader Bank-Analyst Peter Rothenaicher in einer ersten Reaktion. Gleichzeitig arbeitete das Unternehmen sehr profitabel.
Amazon stoppt die Einstellung
Amazon, der weltgrößte Online-Versandhändler, zögert derzeit aufgrund von Inflation und Rezessionsgefahr, seine Belegschaft aufzustocken. Amazon-Managerin Beth Galletti gab gestern bekannt, dass sich das Management des Konzerns aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage und der Zahl der in den letzten Jahren eingestellten Mitarbeiter entschieden hat, für die kommenden Monate eine Einstellungspause einzulegen.
Stellenabbau beim Uber-Konkurrenten Lyft
Die USA Der Fahrdienst Lyft hat Stellenabbau als Teil eines größeren Sparplans angekündigt, der auf Inflations- und Rezessionssorgen abzielt. 13 Prozent der Belegschaft – rund 683 Mitarbeiter – werden entlassen, wie Ubers Rivale gestern mitteilte. „Wir sind nicht immun gegen die Realitäten der Inflation und des wirtschaftlichen Abschwungs“, schrieben die Firmengründer John Zimmer und Logan Green in einem Memo an die Mitarbeiter.
Starbucks mit Rekordumsätzen und Gewinnrückgängen
Trotz hoher Preise bleibt Starbucks gefragt. Die weltgrößte Café-Kette erzielt Rekordumsätze im Sommer. Im Geschäftsquartal bis Anfang Oktober stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 3 Prozent auf ein Allzeithoch von 8,4 Milliarden US-Dollar. Allerdings steigen die Kosten für höhere Löhne, zum Beispiel, stark reduzierte Gewinne. Unter dem Strich verdiente Starbucks 878 Millionen Dollar – die Hälfte dessen, was es vor einem Jahr war.
Amgen beendete das Quartal überraschend gut
Dank starker Arzneimittelverkäufe und erfolgreicher Kostenkontrolle hat der US-Biotechkonzern Amgen mehr verdient und ausgeführt als von Experten erwartet. Der Umsatz im dritten Quartal ging um 1 Prozent auf 6,7 Milliarden US-Dollar zurück. Der bereinigte Gewinn pro Aktie (EPS) stieg um 15 Prozent auf 4,70 US-Dollar. Analysten hatten nur 6,56 Milliarden US-Dollar oder 4,44 US-Dollar erwartet.
Twitter beginnt mit Entlassungen
Der Kurznachrichtendienst Twitter hat seine Büros vorübergehend geschlossen und zahlreiche Entlassungen angekündigt. In einer E-Mail teilte das US-Unternehmen seinen Mitarbeitern mit, dass die Büros verschlossen und nicht mehr zugänglich seien. Am Freitag um 9 Uhr Ortszeit werden sie per E-Mail benachrichtigt, ob sie von Entlassungen betroffen sind. Twitters neuer Chef Elon Musk hatte zuvor deutliche Einsparungen angekündigt.
PayPal wird pessimistischer
Für das Gesamtjahr ist der Zahlungsdienst PayPal angesichts der erwarteten konjunkturellen Abschwächung pessimistischer. Auf bereinigter Basis rechnet das US-Unternehmen nach eigenen Angaben nur mit einem Umsatzplus von zehn Prozent. Zuvor hatte der Zahlungsdienstleister ein Wachstum von elf Prozent veranschlagt. Der Nettogewinn stieg im dritten Quartal um 22 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar.
Monte dei Paschi verkauft nicht alle Aktien
Die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena hat ihre Kapitalerhöhung nicht vollständig besiegelt. Die Aktionäre haben 96,3 Prozent der 2,5-Milliarden-Euro-Kapitalerhöhung gezeichnet, teilte Money House mit. Der italienische Staat, der mit 64 Prozent an der Krisenbank beteiligt ist, investierte 1,6 Milliarden Euro in die Kapitalerhöhung. Die älteste Bank der Welt verkauft milliardenschwere Aktien, um sich vor einer weiteren Pleite zu retten.
Coinbase fordert einen Tribut von den Kryptopreisen
Die Kryptoplattform Coinbase Global wird dem Verfall der Cyberwährung Tribut zollen müssen. Das US-Unternehmen meldete im dritten Quartal einen Nettoverlust von 544,6 Millionen US-Dollar nach einem Überschuss von 406,1 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Die Transaktionseinnahmen gingen um 64 Prozent auf 365,9 Millionen US-Dollar zurück. Der Nettogewinn fiel um 53,3 Prozent auf 576,4 Millionen US-Dollar.
Die Société Générale verdient mehr als erwartet
Die französische Großbank Société Générale (SocGen) meldete im dritten Quartal aufgrund von Risikovorsorgen und Konzernumstrukturierungskosten niedrigere Gewinne. Der Überschuss sei im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gesunken, teilte die Bank mit. Damit übertraf sie jedoch die Erwartungen von Experten, die einen stärkeren Gewinnrückgang prognostiziert hatten.